Maik Stodieck, Vorsitzender der Schulpflegschaft und David Brill als Vorsitzender des Fördervereins machten deutlich: „Sabine Hengstenberg, war das pädagogische Herzstück der Schule.“ Ein lautloses verlassen der Schule, wie es sich Hengstenberg anfangs gewünscht hatte, gab es nicht. Schließlich sei sie es, die die VZG 10 Jahre mit aufgebaut, weiterentwickelt und geprägt habe. Der stellv. Schulleiter Christian Abendroth führte durch das Programm. Musikalisch begleitet durch die Big-Band der VZG.
Nach ihrem Referendariat in Dortmund im Jahr 1991 wurde sie Lehrerin an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule in Minden. Als erste Frau in OWL habe sie dort die Stundenpläne gemacht, erinnert sie sich. Im Jahr 2000 wechselte sie zur Janusz-Korczak-Gesamtschule nach Gütersloh und war dort 12 Jahre lang Abteilungsleiterin. Im Jahr 2012 kam dann die Anfrage für die VZG in Herzebrock-Clarholz. Mit 12 Lehrkräften sei die Schule an den Start gegangenen, mittlerweile ist der Stamm auf 72 Köpfe gewachsen.
Seit nun schon 32 Jahren geht Sabine Hengstenberg, für die es eine lange und erfüllte Zeit war, der verantwortungsvollen Aufgabe im Schuldienst nach, hat Generationen von Schülern auf das Leben vorbereitet, ihnen Wissen vermittelt und sie auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Sie unterrichtete Mathematik, Chemie, Religion und Pädagogik. Ein großes Herz hatte sie zuletzt als Schulleiterin für 800 Schülerinnen und Schüler der VZG in Herzebrock-Clarholz. Vieles habe sie auf den Weg gebracht, wie eine innovative Schulentwicklung und eine gute Personalführung. Nicht zu vergessen: Sabine Hengstenberg wirkte auch bei der ersten Bauphase der VZG, der Mensa und dem Erweiterungsanbau mit.
Mit ihrer ganz persönlichen Art hat Sabine Hengstenberg die VZG geprägt, das stellte Schuldezernentin Elke Schluckebier heraus. Weiter wusste sie: „Du hattest einen besonderen Draht zu Kindern und Jugendlichen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen schwertaten, sich zu integrieren. Du hast sie nicht aufgegeben, hast dich um sie gekümmert, hast sie mitgenommen und vermutlich den ein oder anderen auch an die Hand genommen. Du hast deutliche Wort an passender Stelle gesprochen und dadurch zu ihnen eine besondere Beziehung aufgebaut. Du hast ihnen das Gefühl gegeben, wertvoll zu sein. Und ihnen deutlich gemacht, dass sie vor allem Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen, das erfordert oftmals viel Geduld und einen langen Atem. Du sagst immer auch ganz nach deinem Motto: Jede und jeder hat mindestens eine zweite Chance verdient.“
„Die Digitalisierung hat die Gesellschaft verändert. Und dann kam noch eine Krise nach der anderen. Als wäre nicht schon jede für sich allein ein Brocken. Sie alle zusammen haben das gut gemeistert und stellten sich allen Herausforderung, ohne Sie Frau Hengstenberg, wäre die Schule heute eine andere“, so Bürgermeister Marco Diethelm. Er überreichte ihr eine Herzeblog-Skyline aus Metall von Herzebrock-Clarholz, „Damit sie unsere Gemeinde nicht vergessen.“
Gute Wünsche für den bevorstehenden Ruhestand übermittelten zudem das Serviceteam der VZG und der Schülersprecher Julius Brill und Mitschüler. „Ich persönlich erinnere mich gerne zurück an die vergangenen Jahre, die nicht immer einfach waren. Damals hat Frau Hengstenberg unseren Eltern gesagt, dass die Zeit käme, dass sich jeder einen abschließbaren Stahlschrank im Keller wünscht. Und wenn ich so zurückdenke, dann mögen sie damit gar nicht so Unrecht gehabt haben. Denn nicht nur unsere Eltern hatten es bestimmt schwer mit uns auch unsere Lehrer und vielleicht sogar sie hätten uns bestimmt manchmal gerne weggesperrt. Aber dann hätten sie sicherlich weniger interessante Geschichten erlebt und so ohne Schrank ist es ihnen bestimmt nie langweilig geworden“, vermerkte Julius Brill abschließend mit einem Lachen im Gesicht.
Auch die Lehrerschaft verabschiedete sich von Sabine Hengstenberg, für viele war sie die erste Chefin in ihrer Lehrerlaufbahn. Mit einem Korb mit bayrischen Spezialitäten, damit sie sich den Tegernsee, wo sie oft Urlaub mache, mit ihrem Mann nach Hause holen könne. Sowie ein XL Taschentuch, ein goldenes Mikrofon, welches im Lehrerzimmer nie benötigt wurde, aber sie jetzt für eine neue Karriere gut gebrauchen könne, Zutaten für einen Kaffee to go, ein Banner mit vielen guten Wünschen und mehr überraschten sie Sabine Hengstenberg. Mit viel Herz, Hand und Humor hätte sie die Schule gelenkt. Für alle hatte die ausscheidende Schulleiterin stets eine offene Tür und ein offenes Ohr, das machte vor allem das Kollegium noch mal deutlich in ihren Danksagungsworten.
In ihrer „Abschiedsherzensrede“ sprach die VZG Gründungsrektorin Sabine Hengstenberg von vielen unvergessenen Momenten, wie schnell 10 Jahre vergangen seien und wie vielseitig herausfordernd die Jahre in H-C waren. „Ich habe hier noch einmal die absolute Erfüllung meines Berufslebens erleben dürfen, nicht zuletzt wegen der vielen menschlichen Begegnungen. Ich danke für Lebensfreundschaften und Begleitung und sage ein letztes Mal: Schönes Leben.“
Lebensnahe Mathematik trug die Rektorin auch am letzten Tag noch vor:
Arbeit:
16.000 Mathearbeiten habe ich in meinem Leben korrigiert und 3.000 Chemietests.
Als Klassenleitung habe ich weitere 200 Praktikumsmappen durchgeschaut.
Bei durchschnittlich 4. korrigierten Arbeiten bzw. Tests pro Stunde waren das 4.800 h, das heißt 600 Tage in dem Berufsleben bei jeweils einem 8-stündigen Korrekturtag, in Schuljahren umgerechnet waren das 3 ganze Schuljahre, 200 Schultage pro Jahr, je 8h.
Pausenbrote und Thermosflaschen mit Tee:
36 Schuljahre X 200 Schultage X ca. 3 Scheiben Brot pro Tag = 21.600 Scheiben Brot (bei 12 Scheiben Brot pro Brot) entspricht das ungefähr 1.800 Brote.
3-Fragen von Frau Hengstenberg beantwortet:
Wofür arbeite ich?
Für einen guten Umgang miteinander, für das Brennen von Weiterentwicklungen unserer Versionen und auch für das Bewahren von bewehrten Lebensphilosophien und Traditionen.
Wovon träume ich?
Ich werde nicht müde werden, für Menschlichkeit und Menschenbildung weiter einzustehen.
Was möchte ich im Sommer tragen?
Leichte fröhliche Freizeitkleidung, Wanderstöcke dabei, ein kleiner Rucksack mit Leckereien auf dem Rücken und ein Lied für meinen Mann hören.