Gedenkansprache und Rundgang zum Novemberpogrom: Gemeinsame Erinnerung an Jüdisches Leben in Herzebrock
Die Gemeinde Herzebrock-Clarholz wird am Sonntag, 9. November um 17 Uhr öffentlich an die jüdische Tradition in Herzebrock und die Verfolgung und Ermordung der Herzebrocker Juden erinnern. Bürgermeister Marco Diethelm wird an der Stele am Fuhrmannsplatz, Ecke Uthofstraße/Gildestraße eine Gedenkansprache halten und einen Kranz niederlegen. Auch der Projektkurs Erinnerungskultur der von-Zumbusch-Gesamtschule wirkt am Gedenken mit. Martina Deinert von der Interessengemeinschaft der Gästeführer in Herzebrock-Clarholz beteiligt sich mit einer Aufarbeitung der Historie in Herzebrock-Clarholz und bezieht sich dabei auch auf die Gegenwart. Das Gedenken wird vom Musikverein Rheda-Herzebrock musikalisch begleitet. Direkt im Anschluss, etwa um 17.30 Uhr führt Helga Kiesling von der Interessengemeinschaft der Gästeführer bei einem 60 bis 90-minütige Führung zu jüdischem Leben in Herzebrock durch den Ortsteil. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Um die Gedenkfeier angemessen begehen zu können, wird es zwischen 17 und 18 Uhr in der unmittelbaren Umgebung eine Straßensperrung der Uthofstraße geben.
„Es ist mir wichtig, diesen Tag zu nutzen, um auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland hinzuweisen, sagt Bürgermeister Marco Diethelm: „Jüdinnen und Juden in Deutschland sehen sich seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem Gaza-Krieg verstärktem Antisemitismus ausgesetzt und ziehen sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurück“, äußert Diethelm. Jüdische Menschen werden wieder häufiger beleidigt, bedroht und diskriminiert – das ist erschreckend. Deutschland tut sich schwer aufgrund seiner Geschichte. Doch was hier erneut passiert, trotz unserer Geschichte, ist gefährlich und bedrohlich. Das dürfen wir nicht zulassen. Deshalb muss dieser Tag des Erinnerns Anlass sein, zu mahnen und zu waren. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen“, so der Bürgermeister weiter.
Traditionell wird in der Gemeinde an das Novemberpogrom erinnert. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die Häuser der Herzebrocker Juden überfallen, die Geschäfts- und Wohnungseinrichtungen demoliert und die Bewohner gequält und geschlagen. Die Männer wurden für mehrere Wochen in Konzentrationslagern gefangen gehalten. Schon vor 1938 waren jüdische Familien, die seit Jahrzehnten in Herzebrock gelebt hatten, ins Ausland geflohen. Andere folgten ihnen in den verbleibenden Monaten bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Wer nicht entkommen konnte, wurde in der Shoah umgebracht.