Kita-Schließung in Clarholz: Eltern fordern Klarheit und Perspektiven | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Die Zukunft der Kita „Villa Lindenbaum“ in Clarholz ist ungewiss. Der geplante Neubau entfällt, Eltern fordern Klarheit. Das Kreisjugendamt sichert Betreuung bis 2027 zu, doch viele Fragen bleiben offen – besonders zur Trägerschaft und Personalsicherheit.

Kita-Schließung in Clarholz: Eltern fordern Klarheit und Perspektiven

Die Kita „Villa Lindenbaum“, derzeit in einer Containerlösung in Clarholz betrieben, steht vor einer ungewissen Zukunft. Was einst als Übergang gedacht war, droht nun zum Endpunkt zu werden. Der ursprünglich geplante Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte Huckenbeck am Marktplatz – direkt an der „Dicken Linde“ – wird nicht mehr umgesetzt.

Eltern melden sich zu Wort

In einem eindringlichen Statement, das unsere Redaktion gestern erreicht hat, schildern einige Eltern ihre Sorgen. Sie loben ausdrücklich das pädagogische Konzept, den Träger Global Education gGmbH und das engagierte Team vor Ort. Doch die Nachricht des Kreisjugendamts vom 17. Juli 2025, wonach ein Neubau aufgrund sinkender Geburtenzahlen nicht mehr geplant sei, traf viele wie ein Schock.

Sie seien mit dem offenen, nicht kirchlichen Konzept sehr zufrieden. Ihre Kinder fühlten sich wohl, Freundesgruppen seien gewachsen, und auch Kinder mit Förderbedarf würden dort gezielt unterstützt, heißt es im Elternbrief. Die Sorge: Eine Verteilung auf andere Kitas – meist kirchlich organisiert – könnte all das zunichtemachen.

Krisengespräch im Rathaus

Am 18. Juli 2025 lud Bürgermeister Marco Diethelm die betroffenen Eltern zu einem Gespräch ins Rathaus und sicherte Unterstützung zu. Ein Fragenkatalog mit 24 Punkten wurde daraufhin an den Kreis Gütersloh übermittelt. Am 5. August fand ein Elternnachmittag in der Kita statt, bei dem Vertreterinnen des Kreisjugendamts, des Trägers und der Kita-Leitung versuchten, Antworten zu geben.

Antworten mit vielen offenen Enden

Laut Stellungnahme des Kreisjugendamts wird die Kita mindestens bis Sommer 2027 weitergeführt. „Die Betreuung in der jetzigen Kita wird aufgrund der prognostizierten Bedarfe mindestens noch zwei Jahre weitergeführt werden“, so das Jugendamt. Wechselanträge in andere Einrichtungen sollen ab Herbst 2026 bevorzugt behandelt werden – mit Rücksicht auf Geschwisterkinder und bestehende Betreuungszeiten. „Es erfolgen Einzelfallprüfung und Absprachen mit den Eltern und den anderen Kitas / Trägern“, heißt es weiter. Eine Garantie für den Verbleib von Freundesgruppen könne jedoch nicht gegeben werden: „Eine 100-prozentige Zusage für jedes einzelne Kind könne man jedoch verständlicherweise zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben.“

Auch zur Trägerschaft ab August 2026 gibt es noch keine Entscheidung. „Zu der Frage, in welcher Form und unter welcher Trägerschaft die Kita ab dem 01.08.2026 geführt wird, kann derzeit noch keine endgültige Auskunft gegeben werden“, so die Vertreterinnen des Jugendamts. Sollte bis November keine Lösung vorliegen, werde eine Zwischennachricht versendet.

Personal in der Schwebe

Besonders kritisch sehen Eltern die Situation der Erzieherinnen und Erzieher. Das Jugendamt betont: „Die verlässliche Betreuung der Kinder in den nächsten zwei Jahren ist oberstes Ziel.“ Es sei aktuell in den laufenden Gesprächen nicht das Ziel, das bestehende Personal zu verändern, sondern das bestehende Personal zu erhalten.

Doch ohne klare Perspektive drohen Kündigungen – mit Folgen für die Betreuung. Zwar sei eine Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen vorgesehen, doch das Vertrauen in eine stabile Lösung ist erschüttert. „Wenn es aufgrund von Kündigungen durch das bestehende Personal und nicht möglicher Kompensierung zu Personalausfällen kommen sollte, wird der Träger mit einer Zeitarbeitsfirma zusammenarbeiten“, erklärte das Jugendamt.

Keine Wahlfreiheit beim Träger

Viele Eltern betonen, bewusst eine Kita mit offenem Konzept gewählt zu haben. Eine Übernahme durch kirchliche Träger wird als problematisch empfunden. Die Möglichkeit, andere freie Träger zu etablieren, wurde laut Eltern mit dem Hinweis abgelehnt, „aber die haben ja schon ein festes Gebäude“. Das Kreisjugendamt wies daraufhin, dass es in der Gemeinde Herzbrock-Clarholz durchaus eine vielfältige Trägerlandschaft gäbe. Es bestünden Kitas in kirchlicher Trägerschaft, in Trägerschaft des DRK und in einer Elterninitiative.

Forderung nach Transparenz und Mitgestaltung

Die Kritik am Kreis Gütersloh ist deutlich: mangelnde Kommunikation, fehlende frühzeitige Einbindung und das Gefühl, hingehalten zu werden. „Das Kreisjugendamt sei ein verlässlicher Partner und werde und könne keine langjährig bestehende Trägerschaft beenden, um einen neuen Träger zu etablieren“, heißt es in der Stellungnahme. Doch viele Eltern fühlen sich allein gelassen.

„Es kann nicht sein, dass wir allein gelassen werden und die Behörde, die sich um das Wohl unserer Kinder kümmern sollte, uns und vor allem den Kindern Stress und Sorgen bereitet“, so die Eltern.

Was jetzt zählt: Engagement und gemeinsame Lösungen

Die Kita „Villa Lindenbaum“ steht exemplarisch für viele Herausforderungen, denen Familien und pädagogische Fachkräfte heute gegenüberstehen: Unsicherheit, fehlende Planungssicherheit und mangelnde Mitbestimmung. Doch die Eltern in Clarholz zeigen, dass sie bereit sind, sich für ihre Kinder einzusetzen.

Jetzt liegt es am Kreis Gütersloh eine Lösung zu finden. Es braucht transparente Kommunikation, verlässliche Perspektiven und den Willen, individuelle Bedürfnisse ernst zu nehmen. Die Eltern fordern keine Sonderbehandlung – sie fordern eine Lösung, die dem tatsächlichen Bedarf gerecht wird und die Kinder nicht aus ihrem vertrauten Umfeld reißt.

Denn eines ist klar: Die Kita ist mehr als ein Gebäude – sie ist ein Ort des Vertrauens, der Gemeinschaft und des Aufwachsens. Und diesen Ort gilt es gemeinsam zu bewahren.