Ein Monument von beachtlicher Größe - zwei mal zwei Meter, 28 cm stark, Gewicht ca. 2,5 Tonnen - schwebte vor einigen Tagen über Teile des Herzebrocker Friedhofs und wurde unweit des Hochkreuzes aufgestellt. Die beeindruckende Buntsandsteinwand aus einem Stück trägt eingearbeitete, historische Grabplatten, die aus dem 19. und 20. Jahrhundert vom ältesten Teil des Friedhofs stammen.
Auf Initiative des Heimatvereins Herzebrock wurde eine Idee des Bildhauers Hans-Bernhard Vielstädte nach Rücksprache mit der Gemeinde als Friedhofsträgerin realisiert. Die Platten wurden von Bernhard und Hans-Bernhard Vielstädte in den vergangenen Jahrzehnten beim Abbau ausgedienter Grabmale ausgebaut und sichergestellt. Die auch künstlerisch beachtenswerten Tafeln von Landdechant und Pfarrer Johannes Huy und Kaplan August Pagenkemper benennen die ersten beiden Geistlichen, die auf dem von Pfarrer Huy selbst 1878 eingeweihten Friedhof am Hochkreuz beigesetzt wurden. Die Namen, Lebensdaten und priesterlichen Symbole sind äußerst filigran aus Marmor erhaben gearbeitet. Die Platten stammen teilweise aus einer Zweitverwendung, d.h. zuletzt wurde die Rückseite nochmals für ein anderes Grab genutzt; wertvolles Material wurde auch im vorletzten Jahrhundert von Steinmetzen bereits mehrfach verwertet.
Eine weitere, ebenfalls aus Marmor gestaltete Tafel ehrt nicht nur „Frau Amtmann A.M. Breme“, sondern erinnert durch die früher übliche Benennung von Frauen auch an den ersten demokratisch gewählten kommunalen Verwaltungsbeamten des damaligen Amtes Herzebrock, Amtmann Friedrich-Wilhelm Breme. Darunter wurde ein aus dem Grabmal von Josef Debus gesägter Ausschnitt angeordnet. Debus war Amtsbürgermeister, weigerte sich, der NSDAP beizutreten, und wurde deshalb 1935 von den Nazis seines Amtes enthoben; nach ihm ist die Debusstraße benannt. Ein Grabspruch rundet das beeindruckende Gesamtbild der Wand ab: „Milder Jesu, Herrscher du! Gib den Seelen ew`ge Ruh!“
Die Aufstellung des Monuments war natürlich mit einigem Aufwand verbunden. Die Dimension erforderte zunächst eines Standsicherheitsnachweis, der die Ausmaße und Größenordnung des Fundaments vorgab. Das wurde mit einer Tiefe von gut einem Meter und entsprechender Bewehrung von Mitgliedern des Heimatvereins in Eigenleistung erstellt – im August letzten Jahres, noch unter Mitwirkung des jüngst verstorbenen Vorsitzenden Hans-Hermann Strickmann, der sich im Vorfeld auch um alle zu klärenden Fragen gekümmert hat. Weiterhin im Einsatz waren bis zur Aufstellung der Wand Helmut Kintrup, Hermann-Josef Mathmann, Ralf Ostermann, Karl-Hermann Schlepphorst, Hans-Bernhard Vielstädte und Franz-Josef Wonnemann.
Der Transport der Wand zum Standort auf dem Friedhof funktionierte letztlich nur mit einem Spezialfahrzeug und zuletzt über 40 Meter auf dem „Luftweg“ per Autokran von der Fürst-Adolf-Straße aus. Diesen speziellen Teil der Aktion erledigte eine Fachfirma (als Fachbetrieb die Firma Peterburs). Die Heimatfreunde und Friedhofsgärtner Ulrich Westermann sorgten unter anderem für die aus Sicherheitsgründen notwendigen Absperrungen. Nach einigen Startschwierigkeiten ging der eigentliche Transport wie geplant problemlos vonstatten. Wie zuvor berechnet wurde die Bundsandsteinwand aufgerichtet und mit Stahldübeln sowie aufgebrachtem Mörtelbett maßgenau mit dem massiven Betonfundament sicher verbunden.
Die dem Heimatverein entstandenen Kosten wurden teilweise durch die Förderung über den "Heimatscheck" vom Land NRW mitgetragen. Die Gemeinde als Friedhofsträgerin kann sich glücklich schätzen, dass der Heimatverein erneut einen Beitrag zur gestalterischen Aufwertung und Bereicherung des historischen Friedhofsteils geleistet hat. Und man plant bereits an weiteren Ideen, die Bedeutung des Friedhofs für die Ortsgeschichte hervorzuheben.