Orte und Worte: Was soll das denn heißen?
Heimische Ortsnamen begegnen uns täglich, im Internet, im Radio, auf Schildern. Aber selten – oder noch nie? – haben wir darüber nachgedacht, was sie eigentlich bedeuten. Warum heißen die Orte in Herzebrock-Clarholz, wie sie heißen? Hat Herzebrock etwas mit Herzen zu tun, ist in Clarholz alles klar, war eine Queen in Quenhorn? So einfach wird es nicht sein, und genau deshalb geht der Gütersloher Autor Matthias Borner ("Pölter, Plörre und Pinöckel") den Worten in den Orten auf den Grund. Dabei möchte er seine Erkenntnisse zu den Ortsnamen nicht mit wissenschaftlichem Ernst, sondern mit Augenzwinkern vermitteln – so lernt man doch noch lieber etwas Neues dazu.
Dort liegt es:
Mit seiner Klosteranlage, eingebettet in die idyllische Parklandschaft des Münsterlandes, ist Clarholz eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit. Vorausgesetzt natürlich, man denkt sich die B 64, den Durchgangsverkehr und die LKW-Kolonnen weg. Die wiederum stehen gemeinhin für wirtschaftliche Prosperität. Daher doppelt bitter für die Doppelgemeinde Herzebrock-Clarholz: In Clarholz wurde Claas gegründet und zog nach Harsewinkel, in Herzebrock wurde Miele gegründet und zog nach Gütersloh.
So hieß es früher:
So ein Kloster im Gemeindegebiet ist für die Erforschung eines Ortsnamens ungemein praktisch, steigt doch dadurch die Dokumentationsdichte in historischen Urkunden erheblich. Denen zufolge ist der Ort im 11. Jahrhundert als „Cleholta“ bekannt, später wird daraus „Claholte“ und 1634 erstmals „Clarholtz“.
Das bedeutet es (vielleicht):
Das Grundwort „-holz“ ist nicht schwer zu dekodieren, es geht offenkundig um einen Wald. Aber was ist ein „Clarwald“? Klar ist: Mit „klar“ im Sinne von „sauber, rein“ hat es nichts zu tun – zumal der älteste überlieferte Name „Cleholta“ lautet. Also ein Kleewald? Fast. Das „Cle-“ kommt wohl vom mittelniederdeutschen „kley“, die Bezeichnung für einen fetten, lehmigen und vor allem fruchtbaren Boden. „Klei“ gibt es bis heute, es ist ein Sediment der norddeutschen Marschlandschaften. Das Wort ist verwandt mit „Kleister“ und „kleben“ – denn das ist das, was der Boden unter den Schuhen tut, wenn man in ihn hineingetreten ist.
Jetzt ist also alles klar: Clarholz war Kleiwald, ein Wald auf schwerem, fruchtbarem Boden. Wenn heute etwas unter dem Schuh klebt, sind es meist ausgespuckte Kaugummis oder die Hinterlassenschaften unserer Haustiere. So gesehen kann Clarholz froh sein, die Namensgebung schon im 11. und nicht erst im 21. Jahrhundert begonnen zu haben.
Zu Clarholz gehören neben den nachfolgend näher behandelten Bauerschaften Heerde und Sundern auch Holzhof („Holthof“ = „Waldhof“, kultivierte Waldung, deren Holz zur Beheizung des Klosters diente), Oelkerort (vielleicht „Hofstelle des Olik“) und Samtholz („Gemeinschaftswald“, im Gegensatz zu Sundern, dem „abgesonderten“ Gebiet).
Heimatreihe: