Hausärztliche Versorgung in Herzebrock-Clarholz. Status Quo.

Vor gut einem Jahr haben wir bereits einmal über das Thema berichtet. Was ist seit dem geschehen?

Hausärztliche Versorgung in Herzebrock-Clarholz. Status Quo.

Wie viele Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen für eine Stadt, einen Kreis oder eine Region benötigt werden, wird durch die sogenannte Bedarfsplanung festgelegt. Sie soll eine ausreichende flächendeckende Versorgung mit niedergelassenen Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen gewährleisten sowie eine Fehlversorgung vermeiden. Die Basis-Verhältniszahl für die hausärztliche Versorgung beträgt 1.609 Einwohner je Arzt/Ärztin (gemäß § 11 Abs. 4 der Bedarfsplanungs-Richtlinie).

In der Gemeinde Herzebrock-Clarholz gibt es im Augenblick vier Hausarztpraxen. Letztes Jahr schloss die fünfte Praxis der Hausärzte Anke Steidl und Michael Pfeiffer. Der neue Eigentümer der Praxisräume versuchte über einen „Arztmakler“ nach einem neuen niedergelassenen Hausarzt zu suchen. Leider ohne Erfolg, so dass die Räume der Arztpraxis an einen regionalen Pflegedienst vermietet wurden.

Da es keinen Nachfolger gab, mussten die Patienten aber irgendwo hin. Einige der anderen Artpraxen nahmen teilweise über 500 neue Patienten auf, obwohl auch hier schon an der Kapazitätsgrenze gearbeitet wurde. Nun gibt es auch hier einen Aufnahmestopp. Viele Bürger müssen nun in die Nachbarkommunen pendeln, um ihre hausärztliche Versorgung zu bekommen.

Grundsätzlich dürfen Hausärzte akute Notfälle nicht abweisen. Die Rolle als dauerhafter Hausarzt, für zum Beispiel Impfungen oder Versorgungsleistungen, müssen sie jedoch nicht annehmen.

Den niedergelassenen Hausärzten und deren Mitarbeitern tut es leid, immer wieder Hausarztsuchende am Telefon oder persönlich ablehnen zu müssen. Aber ihnen sind hier die Hände gebunden, damit sie ihre übrigen Patienten vernünftig versorgen können. Auch die Ärzte wünschen sich, dass hier etwas vor Ort passiert.

Das Problem rund um den Hausärztemangel ist in der Gemeinde schon länger bekannt und die Verwaltung Herzebrock-Clarholz hat bereits zahlreiche Gespräche mit der gesamten Ärzteschaft vor Ort, der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalenlippe (KVWL) und dem Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL geführt, um eine Lösung zu finden.

Allerdings: Die Gemeinde ist nicht zuständig. Die Ärzteversorgung für die Bürgerinnen und Bürger zu sichern ist Aufgabe der KVWL.

Die Gemeinde ist bereit ÄrztInnen, welche allgemeinmedizinisch tätig werden wollen, in vielerlei Hinsicht zu unterstützen, um einen Zuzug nach Herzebrock-Clarholz zu fördern. Dies bedeutet Hilfe bei der Wohnungs- und Grundstückssuche, in Schul- und Kindergartenfragen, sowie weiteren Angelegenheiten des täglichen Lebens. Darüber hinaus hat die Gemeinde und das Land NRW eine Förderung beschlossen von bis zu 100.000 Euro. Bislang waren die Bemühungen auch hier erfolglos.

Diese Thematik „Gründung eines Gesundheitszentrumswird bereist seit 2017 erörtert. Damals fand man kein Interesse bei den bestehenden Institutionen. Vor einem Jahr arbeitete die KVWL an Lösungen, Neuigkeiten sind uns hier nicht bekannt. Wie und ob man eine moderne und kooperative Praxisstruktur in Herzebrock-Clarholz aufbauen kann, ist noch nicht geklärt.

Aber wie bekommt Ihr nun einen neuen Hausarzt?

Auf Nachfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalenlippe (KVWL), wie und wo Patienten einen Hausarzt herbekommen, wurden wir auf das Service-Angebot der KVWL hinweisen: Die Terminservicestelle (TSS) der KVWL unterstützt u.a. bei der Suche nach Haus-, Kinder- und Jugendärzten für die dauerhafte Behandlung. Ausführliche Informationen zur TSS findet Ihr hier: https://www.kvwl.de/buerger/terminservice-stelle-tss oder unter der Telefonnummer 116117. Das Team der Servicestelle unterstützt bei der Suche und fragt auch bei Praxen in der Umgebung für Euch an. Es wird ein Erst-Termin vermittelt, es muss dann beim Arzt vor Ort geklärt werden, ob eine dauerhafte Behandlung möglich ist.

Eine Übersicht der Ärzte in Herzebrock-Clarholz findet Ihr hier.

Teilt uns gerne Eure Erfahrungen mit. Wurde Euch geholfen? Habt Ihr eine Lösung gefunden? Schreibt uns an ärzte@herzeblog.de

Hintergrund - Hausärztliche Versorgung im Mittelbereich Gütersloh

Die hausärztliche Versorgung wird auf Ebene der Mittelbereiche (MB) geplant. Zum Mittelbereich Gütersloh gehört u.a. auch Herzebrock-Clarholz. Im MB Gütersloh sind derzeit 80,25 HausärztInnnen für 173,739 Einwohner im PLanungsbereich tätig (vor einem Jahr noch 85,50). Damit beträgt der Versorgungsgrad in diesem Planungsbereich im Moment 78.8% (5,5% weniger in einem Jahr). 32 HausärztInnnen dürften sich im Kreis noch niederlassen bis er aufgrund einer statistischen Überversorgung (Versorgungsgrad > 110 Prozent) gesperrt würde. (Quelle www.kvwl.de)

Generell wird die Nachbesetzung von Arztsitzen in vielen Regionen, vor allem im ländlichen Bereich, aber schwieriger, da sich nicht genug junge Mediziner für eine (eigene) Praxis entscheiden. Dies gilt besonders für die Hausärzteschaft.

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