Eine Parodontose/Parodontitis kann Wechselwirkungen mit anderen Allgemeinkrankheiten aufweisen, die sich lebensverkürzend auswirken können.
Zahnfleischbluten ist nicht normal, es sei denn man würde eine großflächige Entzündung an einem beliebigen Körperteil, die stetig blutet, ebenfalls als normal bezeichnen.
Oft kommt es vor, dass Neupatienten in unsere Praxis kommen und Zahnfleischbluten haben. Schnell wird dann argumentiert, dass es vollkommen normal sei mit steigendem Alter Zahnfleischbluten und „längeren Zähne“ mit höheren Empfindlichkeiten zu haben.
Fasst man die gesamte entzündliche Gewebefläche, die im Mund durch eine Parodontose/ Parodontitis befallen ist zusammen, gleicht sie der Größe des Handtellers eines Erwachsenen.
Wer würde eine derart große Wundfläche am Körper über Jahre hinweg unbehandelt lassen?
Eine Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnfleisches/Zahnhalteapparates welche unbehandelt zu Knochenverlust im Kieferbereich und damit zu Zahnverlust führen kann.
Tückischerweise handelt es sich dabei um eine schmerzfreie, schleichende Erkrankung des Zahnhalteapparates, die im beginnenden Stadium nur durch entsprechendes Fachpersonal festgestellt werden kann – wir untersuchen sie diesbezüglich gerne.
In der Zahnmedizin geht man davon aus, dass ungefähr 2/3 der Bevölkerung eine Parodontitis aufweisen. Viele wissen gar nicht, dass sie diese Problematik haben.
Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen!
Wissenschaftler und Ärzte gehen davon aus, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, lebensbedrohliche Herzbeutelentzündungen, sowie entzündliche Lungenerkrankungen, aber auch Frühgeburten in Verbindung mit Parodontitis-Erkrankungen merklich häufiger auftreten, beziehungsweise einen dramatischeren Verlauf haben als bei Patienten, die eine gesunde Mundflora aufweisen.
Gründe genug, um eine entzündliche Parodontitis nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Parodontitis fördert koronare Herzerkrankungen
Die bei einer Parodontitis/Parodontose auftretenden Bakterien können die Verklebung von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation), sowie eine erhöhte Schaumzellbildung aktivieren.
Verklumpte Blutplättchen (Thromben) können zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.
Schaumzellen sind für verkalkte Blutgefäße (Arteriosklerosen) mit verantwortlich, die mit einer verminderten Durchblutung des Herzens oder anderen Körperorganen in Verbindung stehen.
Parodontitis und Diabetes beeinflussen sich wechselseitig negativ
Diabetespatienten haben im Vergleich zu nicht Diabetikern nicht nur eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit an Parodontitis zu erkranken, die Parodontitiserkrankung verläuft bei Diabetikern meist schwerer und der Knochenverlust schreitet somit oftmals schneller voran.
Umgekehrt hat eine Parodontitis aber auch einen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und die Blutzucker-Kontrolle. Diabetiker mit einer Parodontitis weisen eine besonders hohe Konzentration von Entzündungsmediatoren auf, was wiederum die Aufnahme von Blutzucker in die Zellen erschwert und damit eine schlechtere Einstellung des Diabetes zur Folge hat.
Weitere Komplikationen bei Schwangerschaften und anderen Krankheiten, die mit Parodontitis zusammenhängen
Auch Schwangerschaften kann die Parodontitis beeinflussen und das Ungeborene in ernsthafte Gefahr bringen, wenn die entsprechenden Bakterien in den Blutkreislauf gelangen. Zudem können diese Bakterien und die freigesetzten Entzündungsmediatoren vorzeitige Wehen hervorrufen und somit zu Frühgeburten führen.
Mit einer Parodontitis werden zudem Krankheiten wie Alzheimer, rheumatoide Arthritis, sowie Lungen-, Nieren oder sogar Krebserkrankungen in Verbindung gebracht.
Rauchen ist ein zentrales Risiko für eine Parodontitis
Raucher haben ein fünfzehn Mal höheres Risiko an einer Parodontitis zu erkranken als Nichtraucher. Dieser Zusammenhang scheint insbesondere bei jungen Menschen besonders hoch zu sein. Nikotin ist ein Zellgift, welches die Blutgefäße verengt und dadurch insbesondere die Durchblutung des Zahnfleisches mindert. Somit wird auch das Immunsystem im Zahnfleisch beeinträchtigt.
Erste Symptome für eine Parodontitis, beispielsweise Zahnfleischbluten, treten bei Rauchern durch die Veränderungen an den Blutgefäßen deutlich seltener auf, weswegen diese Erkrankung oftmals nur durch Fachpersonal erkannt wird.
Entstehung einer Parodontitis oder Parodontose, wie der Volksmund gerne sagt
Unser Mund ist dicht mit Bakterien besiedelt. Hier finden sich sogar mehr Bakterien als im menschlichen Darm. Bei der Entstehung einer Parodontitis sind vordergründig drei Faktoren ausschlaggebend:
Die Zusammensetzung der bakteriellen Arten im Mund (Mundflora)
Die Möglichkeit der Bakterien, sich an Oberflächen anzuhaften (Plaque/Zahnbeläge)
Die Antwort des Immunsystems auf die bakterielle Besiedelung
Eine Parodontitis beginnt in jedem Fall mit einer Zahnfleischentzündung (sog. Gingivitis), die von Bakterien aus dem Zahnbelag (sog. Plaque) verursacht wird. Bleibt die Entzündung des Zahnfleisches unbehandelt, greift sie auf den Zahnhalteapparat über.
Wenn eine parodontale Entzündung zuschlägt
Bleibt die Plaque (Zahnbelag) über einen längeren Zeitraum bestehen, wird das Immunsystem alles daran setzen das Zahnfleischgewebe, welches die Plaque berührt, vor den Stoffwechselprodukten der Bakterien zu schützen. Dadurch entsteht eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis).
Wird nun nicht aktiv mit Reinigungsmaßnahmen gegen diese Entzündung vorgegangen, so kommt es zu einem fortschreitenden Verlust an Knochensubstanz, der Parodontitis. Dies fällt Patienten oft erst dann auf, wenn das Zahnfleisch „zurückgeht“ oder die Zähne „länger werden“.
Bedauerlicherweise werden bei der Bekämpfung der pathogenen (krankmachende) Stoffe durch die Immunabwehrzelle jedoch nicht nur Fremdkörper und die Bakterien bekämpft, sondern es kommt dabei auch zum Absterben von eigenen Zellen, wodurch zahnhaltendes Gewebe geschädigt und abgebaut wird.
Ist viel Knochensubstanz verloren gegangen, beginnen sich die Zähne zu lockern. Wenn sie mit den Fingern bereits hin und her zu bewegen sind, sind sie oftmals nicht mehr zu retten.
Da es dem Immunsystem nicht möglich ist, diese Beläge eigenständig von den Zähnen zu entfernen, baut es den Kieferknochen nach und nach ab, bis der betroffene Zahn vom Zahnarzt entfernt werden muss.
„Ich putze mir jeden Tag zweimal die Zähne!“
Handelsübliche Handzahnbürsten oder elektrische Zahnbürsten sind in der Lage etwas mehr als die Oberflächen der Zähne zu reinigen, an die sie auch mit der Zunge gelangen können. Dabei gelingt es allerdings nicht, die Zahnzwischenräume zu reinigen.
Fakt ist aber, dass sich große Anteile der Plaque in den Zahnzwischenräumen befinden, wodurch die Bakterien dort über Jahre hinweg überleben und chronische Entzündungen hervorrufen können.
Meist kommt es zunächst zum Abbau des Kieferknochens zwischen den Zähnen. Da dies jedoch sehr selten schmerzhaft ist und die Zahnbürste nicht in diese Bereiche vordringt, kommt es nicht zum Zahnfleischbluten. Deswegen bleibt diese Entzündung von Patienten überwiegend unerkannt.
Erst wenn sichtbare Bereiche durch einen bereits vorhandenen größeren Knochenabbau betroffen sind, ist ein Patient in der Lage derartige Veränderungen wahrzunehmen – dann ist schon einiges passiert und es besteht dringend Handlungsbedarf!
Die Parodontitis ist eine ernstzunehmende Krankheit
Die Parodontitis bezieht sich nicht nur auf den Mundbereich, sondern kann auch negative Auswirkungen auf andere systemische Krankheiten haben!
Die Reduktion vorhandener Parodontitisbakterien durch eine entsprechende Parodontitistherapie kann essentiell für den Erhalt der Zähne im Mund und eine Besserung des allgemeinen gesundheitlichen Zustands sein. Insbesondere dann, wenn bereits anderweitige Erkrankungen vorliegen.
a9ce7c68-a527-447d-ad82-b51b30e7d6f2Zahnarztpraxis Marc-André Haun
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