Wenn Arbeit mehr ist als ein Job: Lübbering stärkt Künstler Matthias Poltrock nach dem Schlaganfall | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Nach einem schweren Schlaganfall kämpft sich Künstler und Mitarbeiter Matthias Poltrock zurück ins Leben. Die Firma Lübbering in Herzebrock zeigt, wie Kunst, Struktur und echte Unterstützung neue Wege eröffnen – mit Herz und Haltung.

Wenn Arbeit mehr ist als ein Job: Lübbering stärkt Künstler Matthias Poltrock nach dem Schlaganfall

Hoffnung nach dem Schlaganfall: Künstler Matthias Poltrock kämpft sich zurück – mit Rückhalt aus Herzebrock

Zum Welt-Schlaganfalltag am 29. Oktober rückt eine Geschichte ins Licht, die den Ernst der Erkrankung verdeutlicht – und zugleich Hoffnung schenkt. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hatte gemeinsam mit der Firma Lübbering zu einem Pressetermin eingeladen, um auf die oft unterschätzten Folgen eines Schlaganfalls aufmerksam zu machen und gelebte Unterstützung im Arbeitsalltag sichtbar zu machen.

Der Moment, der alles veränderte

Im Dreieck zwischen Herzebrock, Gütersloh und Borgholzhausen lebt und arbeitet Matthias Poltrock, ein Künstler, dessen Werke weit über die Region hinaus bekannt sind. Doch seit dem 28. Januar 2024 ist nichts mehr wie zuvor: Ein schwerer Schlaganfall verändert sein Leben schlagartig.

„Es kam mit einem Schlag“, sagt Poltrock. Gerade aus einem Urlaub mit Flug- und Schiffsreise zurückgekehrt, wacht er in Bethel auf der Intensivstation auf. Die Diagnose: zwei Gefäßverschlüsse, vermutlich ausgelöst durch ein Loch im Herzen und die Strapazen der Reise. Seine Frau reagiert geistesgegenwärtig – sie wählt den Notruf, aus Aufregung die amerikanische 911, die zum Glück direkt weitergeleitet wird.

Die Folgen sind gravierend: Gesichtsfeldeinschränkungen, eine veränderte Stimme, Post-Stroke-Depression. „Der Tagesablauf ist mir wichtig – er gibt mir Struktur. So kann ich weiterhin ein wertvoller Teil der Gemeinschaft sein“, sagt Poltrock. Zwei Rehas – in Bad Salzuflen und im ZAR Bielefeld – helfen ihm, Schritt für Schritt zurückzufinden.

Lübbering, ein Arbeitgeber, der mehr als nur unterstützt

Besonders wichtig ist die Rolle seines Arbeitgebers: Die Firma Lübbering in Herzebrock-Clarholz zeigt neben Präzision auch Menschlichkeit. Achim und Anja Lübbering kennen Poltrock als Künstler – und holen ihn 2017 für vier Tage pro Woche ins Unternehmen. Der fünfte Tag bleibt der Kunst vorbehalten.

„Jeder soll ein wertvoller Teil der Gemeinschaft bleiben dürfen“, sagt Achim Lübbering. „Aktuell haben wir vier Mitarbeitende, die einen oder mehrere Schlaganfälle hatten – jung und alt. Die Realität ist leider, dass Unternehmen vom System dabei kaum unterstützt werden.“

Nach dem Schlaganfall ist Poltrock seit dem 1. Mai 2025 wieder im Betrieb – vier Tage pro Woche. Früher war er als gelernter Schreiner und Trockenbauer im Team „Haus und Hof“ unterwegs, heute arbeitet er beim Rollprofi. „Ich habe mich hart zurückgekämpft, um meine Feinmotorik so weit zu verbessern, dass ich wieder arbeiten kann.“

Für Poltrock ist die Kunst Lebenselixier. „Wenn ich male, bin ich wieder ganz bei mir.“ Das erste Post-Stroke-Werk, entstanden bereits drei Monate nach dem Schlaganfall, kaufen die Lübberings sofort – es hängt heute sichtbar im Unternehmen an der Industriestraße. Ein Zeichen der Wertschätzung und Motivation.

Der Weg zur Arbeit – mit Hindernissen

Auto fahren möchte Poltrock wegen seiner Gesichtsfeldeinschränkung noch nicht. Morgens bringt ihn seine Frau von Borgholzhausen nach Herzebrock, nachmittags fährt er mit öffentlichen Verkehrsmitteln – eine Strecke von rund anderthalb Stunden. „Meine Frau ist mein größter Rückhalt. Ohne sie wäre vieles nicht möglich.“

Sein Ziel für die Zukunft? „Nächstes Jahr mit meiner Frau zum Nordkap – mit dem Schiff. Und bis zur Rente mit 67 weiterarbeiten.“

Drei Botschaften der Schlaganfall-Hilfe

Mario Leisle, Pressesprecher der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, begleitete das Gespräch und brachte drei zentrale Botschaften mit:

  1. Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. „Es geht darum, so schnell wie möglich zu handeln und eine Behandlung zu bekommen“, betont Leisle. Die schnelle Reaktion von Poltrocks Frau war entscheidend.

  2. Die Versorgung in Deutschland ist gut. Über 340 Stroke-Units gibt es bundesweit – die nächste für Herzebrock liegt in Bethel. „Wichtig ist eine schnelle Diagnostik: Ob Verstopfung oder Blutung – das entscheidet über den Behandlungsweg.“

  3. Hinter einem Schlaganfall steckt mehr als ein gelähmtes Bein. Rund 80 % der Betroffenen kämpfen mit unsichtbaren Folgen – neuropsychologisch, emotional, kognitiv.