Bahnübergang Letter Straße – Jahrelanges Provisorium sorgt für Unmut | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Der Bahnübergang Letter Straße bleibt trotz jahrelanger Planungen ein Sicherheitsrisiko: Wegen Personalausfällen ist die Schrankenanlage abends oft unbesetzt. Das Eisenbahn-Bundesamt griff nun ein – doch die dauerhafte Lösung lässt weiter auf sich warten.

Bahnübergang Letter Straße – Jahrelanges Provisorium sorgt für Unmut

Der Bahnübergang an der Beelener Straße / Letter Straße / Marienfelder Straße ist seit Jahren ein Dauerthema – nicht nur für Anwohner, sondern auch für Behörden und Politik. Nun sorgt eine neue Entwicklung für Besorgnis: Seit Ende August ist das Stellwerkhaus, das die manuelle Schrankenanlage bedient, in den Abendstunden oder auch mal am Wochenende krankheitsbedingt nicht mehr immer besetzt. Züge passieren den Übergang dann ohne aktive Schranken – ein Zustand, der nicht nur irritiert, sondern auch potenziell gefährlich ist.

Wir haben dazu bereits vor Wochen bei der Deutschen Bahn angefragt, bisher jedoch keine Rückmeldung erhalten. Der FDP-Ortsverband wandte sich nun mit konkreten Fragen an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA): Ist dieser Zustand bekannt? Und ist er mit den gesetzlichen Vorgaben – insbesondere dem Eisenbahnkreuzungsgesetz – vereinbar?

Die Antwort des Eisenbahn-Bundesamt fällt differenziert aus: Grundsätzlich liegt die Verantwortung für die sichere Führung des Betriebs bei der Betreiberin der Infrastruktur – in diesem Fall der DB InfraGO AG. Zwar erlaubt § 11 Abs. 19 der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) unter bestimmten Bedingungen das Befahren eines Bahnübergangs ohne Schrankenposten, wenn der Triebfahrzeugführer anhält und die Verkehrsteilnehmer durch Achtung-Signal warnt. Doch das Eisenbahn-Bundesamt betont: Diese Maßnahme darf nur eine kurzfristige Ausnahme sein – nicht die Regel bei dauerhaftem Personalausfall.

Nach einer Beschwerde des Eisenbahnverkehrsunternehmens Eurobahn wurde das Eisenbahn-Bundesamt am 26. September 2025 offiziell auf die Situation aufmerksam. Die Behörde untersagte daraufhin der DB InfraGO AG, die bisherige Vorgehensweise fortzuführen.

Das Eisenbahn Bundesamt teilte ebenfalls mit: „Die DB InfraGO AG hat inzwischen reagiert und setzt zu den betroffenen Zeiten nun zwei Personen ein, die den Bahnübergang bei geöffneter Schranke sichern (§ 11 Abs. 11 EBO). Das Unternehmen hat zudem angekündigt, dass der Schrankenposten zeitnah wieder kontinuierlich besetzt sein wird.“ Aus Sicht des Eisenbahn Bundesamt sei die Sicherheit damit wiederhergestellt.

Doch die Diskussion um den Bahnübergang ist nicht neu. Der Herzeblog berichtete in den vergangenen Jahren mehrfach über die Situation vor Ort. Tagsüber ertönen in Clarholz alle halbe Stunde vier Warnsignale – der Takt der Züge, die in beide Richtungen unterwegs sind. Ortskundige wissen: Warten lohnt sich oft nicht. Viele Verkehrsteilnehmer weichen aus, überholen auf der Gegenfahrbahn der Letter Straße und nutzen den unbeschrankten Übergang „An der dicken Linde“, um auf die B64 zu gelangen – ein riskantes Verhalten, das die Verkehrssicherheit zusätzlich gefährdet.

Seit über acht Jahren plant die Deutsche Bahn, den Bahnübergang an der Letter Straße zu schließen und durch eine moderne Büstra-Anlage zu ersetzen. Doch passiert ist bislang wenig. Bereits 2015 hatte das Verkehrsministerium des Landes die Planung zur Nordtrassierung der L 806 freigegeben. 2017 fand ein Auftaktgespräch mit allen Beteiligten statt – seitdem herrscht Stillstand. Ein Bahnsprecher teilte vor 2,5 Jahren auf Nachfrage mit, dass sich die Vorbereitungen noch in einem sehr frühen Planungsstadium befinden. Die ursprünglich für 2027 angestrebte Fertigstellung erscheint zunehmend unrealistisch.

Ein weiterer Faktor ist der mögliche Bau der B64n. Sollte dieser realisiert werden, so wurde uns im Rathaus mitgeteilt, wäre die neue Kreuzung nicht mehr erforderlich – der Übergang am jetzigen Standort würde dann vermutlich ausreichen.

In der Zwischenzeit wird der Übergang weiterhin manuell bedient – jede halbe Stunde, von einem Container aus. Was dieses Provisorium die Steuerzahler bislang gekostet hat, bleibt offen.

Klar ist: Die Leidtragenden sind die Bürgerinnen und Bürger von Clarholz. Der aktuelle Zustand ist nicht nur ein Ärgernis, sondern eine reale Gefährdung – für alle, die täglich diesen Bahnübergang passieren.