Am vergangenen Freitag hatte das Gymnasium in Harsewinkel ganz besonderen Besuch: Auf Einladung von Luca Sandscheiper und Eva Claas, ehemalige Abiturienten des Gymnasiums, trat Alexander Richter-Kariger, ein Zeitzeuge der SED-Diktatur, vor die versammelte Oberstufe und teilte seine bewegende Geschichte.
Vor etwa 150 Schülern sprach er über die harsche Realität des Lebens unter einem repressiven Regime und stellte sich den interessierten Fragen der Lehrer- und Schülerschaft.
Richter-Kariger selbst wurde damals aufgrund seiner politischen Schriften gegen die DDR von der Stasi auf offener Straße gefangen genommen und inhaftiert. Dem voraus gingen jahrelange Überwachung und Bespitzelung im Geheimen.
Für das Verfassen der regierungskritischen Schriften wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, teilte dabei seine Zelle mit Mördern und Psychopathen und wurde mit perfiden Techniken gezielt psychisch gebrochen. Dies so lange, bis er durch einen Freikauf der BRD seine Freiheit zurückerlangen konnte.
Die SchülerInnen, beeindruckt von den Erzählungen und den untermauernden Fotos der Zellen, in denen Richter-Kariger einst gefangen gehalten wurde, erhielten hierbei eine direkte Verbindung zur Vergangenheit.
Es ist eine Erinnerung daran, dass Geschichte nicht nur aus Büchern gelernt wird, sondern auch durch die Geschichten derer, die sie erlebt haben.
Die Veranstaltung selbst reiht sich als Abschluss in ein größeres Projekt der beiden ehemaligen Abiturienten ein, so besuchten Eva Claas und Luca Sandscheiper in den vergangenen Wochen Kurse des Gymnasiums. Dabei sensibilisierten sie die Schüler zu den möglichen Gefahren für die Demokratie mit Hilfe des Buches „Wie Demokratien sterben“ von den Harvard Professoren Levitsky und Ziblatt, sie illustrierten die Vorzüge und zeigten auf, dass diese keine Selbstverständlichkeit sei.
In Zeiten von politischen Krisen und aufstrebenden antidemokratischen Tendenzen betont auch Richter-Kariger, dass die Werte der Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich seien und wir alle an ihrem Erhalt mitwirken müssen.
Das Zeitzeugengespräch selbst wurde in Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung ermöglicht, Eva Claas und Luca Sandscheiper sind selbst Stipendiaten der selbigen Stiftung.