Heute erinnerte die Gemeinde Herzebrock-Clarholz an die jüdischen Opfer des Novemberpogroms von 1938. An der Stele am Fuhrmannsplatz, Ecke Uthofstraße/Gildestraße, versammelten sich 70 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einer bewegenden Gedenkfeier.
An diesem Tag wird den Opfern der Reichspogromnacht gedacht und zur Wachsamkeit gegenüber antisemitischen und rassistischen Tendenzen in unserer Gesellschaft gemahnt. Die Ereignisse in Israel und die zunehmenden antisemitischen Taten in Deutschland zeigen, wie wichtig es ist, gegen Hass und Vorurteile vorzugehen und Menschlichkeit und Nächstenliebe zu fördern.
Bürgermeister Marco Diethelm hielt eine eindrucksvolle Gedenkansprache und legte einen Kranz nieder. Er betonte die Bedeutung, die Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung der Herzebrocker Juden: „Wir sind hier, um uns an die Gräueltaten an den Jüdinnen und Juden in unserer Gemeinde zu erinnern. Das Grauen hat sich hier vor unserer Haustür ereignet. Das gehört untrennbar zu unserer Geschichte. Es ist wirklich passiert. Es war der Beginn einer großen menschlichen Katastrophe.“
Auch der Projektkurs der Von-Zumbusch-Gesamtschule unter der Leitung von Philipp Schröder Bruns leistete einen wertvollen Wortbeitrag.
Martina Deinert von den Gästeführern Herzebrock-Clarholz hielt ebenfalls eine Ansprache. Helga Kießling führte, ebenfalls von den Gästeführern, leitete dann im Anschluss an die Gedenkfeier eine informative Führung zum jüdischen Leben in Herzebrock, welche einen tiefen Einblick in die Geschichte und das kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinschaft in der Region bot.
Musikalisch untermalt wurde das Gedenken vom Posaunenchor Blankenhagen unter der Leitung von Daniel Reichert, der durch seine Musik die emotionale Verbindung zur Vergangenheit stärkte.
Hintergrund: Traditionell wird in der Gemeinde an das Novemberpogrom erinnert. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die Häuser der Herzebrocker Juden überfallen, die Geschäfts- und Wohnungseinrichtungen demoliert und die Bewohner gequält und geschlagen. Die Männer wurden für mehrere Wochen in Konzentrationslagern gefangen gehalten. Schon vor 1938 waren jüdische Familien, die seit Jahrzehnten in Herzebrock gelebt hatten, ins Ausland geflohen. Andere folgten ihnen in den verbleibenden Monaten bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Wer nicht entkommen konnte, wurde in der Shoah umgebracht.