In Clarholz ertönen tagsüber alle halbe Stunde bei jedem Zug viermal die Warnsignale. Dies ist der Takt, in dem die Züge abwechselnd in beiden Fahrtrichtungen unterwegs sind. Aber auch zwei Mal pro Stunde gehen die Schranken an der Letter Straße runter. Wir standen diese Woche 10 Minuten vor geschlossener Schranke. Ortskundige wissen, dass sie nicht warten müssen. 22 Autos, 2 LKW und 1 Bus überholten die Wartenden auf der Gegenfahrbahn, um dann über die Straße „An der dicken Linde“ zum unbeschrankten Bahnübergang zu gelangen und auf die B64 zu fahren.
Seit über 6 Jahren will die Bahn an der Letter Straße den Bahnübergang schließen und eine neue Büstra-Anlage (Bahnübergangs- und Straßensicherungsanlage) bauen - und seit über 6 Jahren passiert nichts.
Nachdem das Verkehrsministerium des Landes 2015 die Planung zur Nordtrassierung der L 806, ein Teilabschnitt der Letter Straße, freigegeben hat, wurden die Vorplanungen zur Durchführung der Planfeststellung für die Verlegung des Bahnüberganges Letter Straße in den Bereich der Nordstraße durch die DB Netz AG Regionalbereich West in Münster aufgenommen. 2017 fand nach einem gemeinsamen Ortstermin auf Einladung der DB Netz ein Auftaktgespräch mit allen beteiligten Stellen und Baulastträgern in der Zehntscheune statt.
Ist seit dem etwas passiert? Bürgermeister Marco Diethelm teilte uns auf Nachfrage mit, dass weder die Bahn noch StraßenNRW sich einigen konnten wer konkret für das Verfahren zuständig ist und wie die Kosten geteilt werden. Dies sei in höchsten Maße unbefriedigend und den Bürgern in keiner Form erklärbar.
Seit dieser Zeit wird der Bahnübergang manuell von mehreren Mitarbeitern der Bahn betreut. Jede halbe Stunde werden die Schranken vor Ort im Container bedient. Was uns Steuerzahler wohl dieses Provisorium schon seit so vielen Jahren gekostet hat?
Wir haben nachgefragt: StraßenNRW verweist uns an die Deutsche Bahn. Hier informiert uns ein Bahnsprecher, dass sich die Vorbereitungen sich noch in einem sehr frühen Planungsstadium befinden. Die Deutsche Bahn rechnet derzeit mit einer Fertigstellung im Jahr 2027.
Die Leittragenden sind die Clarholzer. Der aktuelle Zustand ist eine Gefährdung, nicht nur für die Bürger der Gemeinde.
Wenn ein Bahnübergang schon 10 Jahre von der Planung bis zur Umsetzung benötigt, wie lange benötigt dann wohl ein zweites Gleis entlang der B64?