Als Wanderin zwischen den Welten – geprägt von der abendländischen Kultur Europas und den tiefen christlichen Wurzeln ihrer mexikanischen Herkunft – schafft sie eine Kunst, die einzigartig ist.
Die fröhliche und zugleich abgrundtiefe Spiritualität, die sich im „Día de los Muertos“ zeigt, greift Garfias in ihrer Arbeit „Die Frauen von Juárez“ auf. Sie erschafft eine Art Altar mit Kanzel, der an protestantische Kirchen erinnert. Damit gedenkt sie der Frauen aus armen mexikanischen Dörfern, die in die Grenzregion zu den USA ziehen, um Arbeit und eine mögliche Zukunft zu finden – viele von ihnen jedoch fanden den Tod. Die Künstlerin erinnert an diese mutigen Frauen, die einst an einem imaginären Altar beteten, aber auch auf ihm geopfert wurden – ohne je die Chance gehabt zu haben, ihr Potenzial für ihr Land und ihr Volk zu entfalten.
Auch die Arbeit „Kuss der Spinnenfrau“ thematisiert die Möglichkeiten und zugleich die Unterdrückung von Frauen, die in vielen gesellschaftlichen Strukturen verankert sind und oft mehr Leid als Fortschritt bringen.
Einige Werke stammen aus den Jahren 2018–2019 und befassen sich mit den großen Fragen von Migration und Flucht. Menschen wagen gefährliche Wege, um Not, Elend, Bedrohung und Tod zu entkommen – immer in der Hoffnung, einen besseren Ort für sich zu finden.
Die Installation „Rettung“ zeigt eine dicht gedrängte Gruppe von „Menschen“, dargestellt durch altmodische Wäscheklammern, die in einer Metallschale auf einem länglichen Holzkästchen platziert sind. Auch die Arbeit „El Muro“ greift dieses Thema auf: Eine kleine menschliche Figur versucht, eine Leiter zu erklimmen, um eine rote Wand zu überwinden. Die Figur bündelt all ihre Kräfte, doch die Mauer bleibt undurchlässig und abweisend.
Sandra Garfias zeigt in ihren Werken Menschen auf gefährlichen und oft hoffnungslosen Wegen. Doch sie bleibt nicht bei diesem Ausgangspunkt stehen – vielmehr erkundet sie eine weitere Facette dieser Reise: die inneren Einsichten, die Menschen auf ihrem Lebensweg gewinnen, und die Landschaften, die sie durchqueren. Diese Vielschichtigkeit findet ihren Ausdruck in Garfias’ ureigenster Form der Malerei.
So erschafft die Künstlerin ein Universum im Universum, in dem Farbschichtungen miteinander verschmelzen und die Lebenswanderung zu einer erhabenen und positiven Bewegung wird. Sie verwandelt den oft negativ konnotierten Begriff „Migration“, der durch den Zeitgeist und politische Kräfte geprägt ist, in eine bildliche Darstellung voller Hoffnung. Ihre farbigen, imaginären Landschaften strahlen Lebensfreude aus – ein Paradox, das dem „Día de los Muertos“ ähnelt: unbändige Lebensfreude im Angesicht des Todes und die freudige Erinnerung an die eigenen Wurzeln und vergangenen Generationen.
Seit 2001 ist Sandra Garfias 1. Vorsitzende des Kunstvereins Gruppe 13 e.V.
Ausstellung: „Andares“ – Galerie im Haus Samson
24. Mai – 13. Juli 2025
Eröffnung: Freitag, 23. Mai, 19 Uhr
Begrüßung: Cathrin Adämmer
Einführung: Christiane Hoffmann M.A., Kunsthistorikerin
Musik: Manfred Matulla (Akustikgitarre)
Ort: Gruppe 13 e.V., An der Dicken Linde 3, 33442 Herzebrock-Clarholz
Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag, 15–18 Uhr
Weitere Informationen unter: www.kunstverein-gruppe13.de