Vielleicht ging es euch bisher ähnlich wie mir, dass das Thema Klimaschutz eher genervt als betroffen gemacht hat. Ich habe die Ankündigungen und Risikobewertungen nicht ernst genommen. Wenn das alles wahr wäre, würde unsere Bundesregierung doch etwas dagegen tun und nicht nur die Grünen darüber reden. Doch nach dem gestrigen Vortrag hat sich meine Sichtweise geändert. In der Schule haben wir im Erdkundeunterricht zwar gelernt, was La Niña und El Niño sind und dass sie das Mittelmeerklima beeinflussen. Aber die weiteren Zusammenhänge zwischen Wetter, Arktis und Eisschmelze waren mir leider nicht so bewusst. Besonders erschreckend waren die Zahlen und Prognosen der Ölunternehmen, die bereits Jahrzehnte alt sind. Es ist eigentlich schon lange bekannt, zumindest den Profiteuren.
Als Eröffnung der Klimawoche in Herzebrock-Clarholz fand am Sonntagabend ein für mich aufschlussreicher Vortrag mit dem Titel „Eine Welt, ein Klima und eine (letzte) Chance“ in der Von-Zumbusch Gesamtschule statt. Der renommierte Meeresbiologe und Klimafolgenforscher Dr. Udo Engelhardt präsentierte aktuelle Entwicklungen des globalen Klimas und beleuchtete die Zusammenhänge mit Extremwetterereignissen in Deutschland.
Dr. Engelhardt betonte in seinem Vortrag, dass sich die Auswirkungen der globalen Klimakrise in den letzten Jahren deutlich beschleunigt haben. Er präsentierte einen umfassenden Zustandsbericht des globalen Klimas und erläuterte die fundamentalen Zusammenhänge zwischen klimarelevanten Ereignissen wie Hitzesommern, Starkregen, massivem Schneefall, schmelzendem Eis an den Polen, auf den Gletschern und im Bereich des Permafrosts, sowie dem Anstieg des Meeresspiegels und dem weltweiten Absterben der Korallenriffe. Besonders eindringlich schilderte er die zu erwartenden Auswirkungen dieser globalen Trends auf das Klima in Deutschland.
Die Anwesenden waren im Anschluss beim Get-together alle ein wenig baff und überwältigt. Wir haben gemerkt, dass das Thema Klimaschutz uns alle angeht. Wir sind doch jetzt schon hier vor Ort betroffen. Der Starkregen vor genau einem Jahr und zu Weihnachten, der Hurrikan im Juli dieses Jahres – das passiert nicht alles nur im Rest der Welt, sondern auch bei uns. Städte brennen in Kanada ab, weil dort Temperaturen von fast 50 Grad im Sommer herrschen. Und halb China hatte letztes Jahr über Wochen Temperaturen von 32 bis fast 50 Grad, wobei die 32 Grad die nächtlichen Temperaturen waren.
Was können wir für den Klimaschutz tun? Als Einzelperson, als Unternehmen und als Kommune?
Natürlich weniger Auto fahren, Wasser sparen und auf Fleisch verzichten. Das haben wir schon oft gehört. Aber wir müssen auch bewusster und weniger konsumieren. Wir brauchen nicht alles, was wir kaufen. Und bei allem können wir darauf achten, weniger Abfall zu produzieren oder zumindest ordentlicher zu trennen. Das tut ja nicht weh.
Aber ich meine, was können wir Größeres tun? Weg von den fossilen Brennstoffen, Photovoltaikanlagen installieren, Wärmepumpen verwenden? Und was noch?
Was können unsere Unternehmen hier vor Ort vielleicht leisten?
Die Energieindustrie und die industrielle Produktion, insbesondere die Herstellung von Zement, Stahl und Chemikalien, trägt erheblich zu den globalen Emissionen bei. Diese haben wir in Herzebrock-Clarholz nicht, aber dennoch gibt es bei den lokalen Unternehmen Optimierungsmöglichkeiten. Dazu findet übrigens heute eine Infoveranstaltung in Rheda-Wiedenbrück statt.
Investitionen in energieeffiziente Technologien und Prozesse sowie nachhaltige Lieferketten machen schon einiges aus. Und wenn alles ausgeschöpft ist und das Unternehmen trotzdem nicht klimapositiv wird, gibt es genug Klimaschutzprojekte oder Aufforstungsprojekte, die den Naturschutz vorantreiben. Denn Naturschutz ist auch Klimaschutz, die grüne Lunge der Welt reduziert den Klimaeffekt und darf nicht weiter zerstört werden.
Kann die Gemeinde Herzebrock-Clarholz vielleicht etwas größer denken?
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist hier auf dem Land nicht die einfachste Aufgabe. Die Bahnanbindung funktioniert jetzt schon kaum bzw. nicht zuverlässig. Die Einwohner lieben ihr Auto, vor allem, wenn sie im ländlichen Bereich leben, da die Anbindung hier noch schwerer ist.
Viele öffentliche Flächen, insbesondere an Straßen und Kreuzungen, werden bereits in Grünflächen umgewandelt. Dies stößt bei vielen Bürgern auf Ablehnung, da es oft als schlecht gepflegt wahrgenommen wird.
Die öffentlichen Gebäude werden bereits mit erneuerbaren Energien nachgerüstet. Aber geht das noch größer? Vielleicht sogar zur Selbstversorgung? Das wäre ein spannendes Projekt, wenn wir nicht nur im Glasfaser-Bereich Netzinhaber, sondern auch im Strombereich von internationalen Kursschwankungen unabhängig wären. Utopisch?
Jeder Beitrag zählt und gemeinsam können wir einen großen Unterschied machen! 🌍💚
Der Ansatz, dass wir mit unseren CO2-Emissionen ähnlich umgehen sollten wie mit unseren Finanzen, ist äußerst verfolgenswert und bietet eine interessante Perspektive auf den Klimaschutz. Jeder Einzelne hat die Freiheit, selbst zu entscheiden, wofür er seine CO2-Ressourcen verwendet, ähnlich wie bei finanziellen Ausgaben. Allerdings steht jedem nur ein begrenztes Budget zur Verfügung, was bedeutet, dass wir sorgfältig abwägen müssen, wie wir unsere Emissionen einsetzen.