Josefschule eröffnet „Spielezimmer“, denn wer spielt, lernt leichter | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Josefschule eröffnet „Spielezimmer“, denn wer spielt, lernt leichter

Die Josefschule ist eine zweizügige katholische Grundschule mit derzeit 206 Schülerinnen und Schülern. Seit 2005 ist sie auch eine Offene Ganztagsgrundschule. Knapp 80 Kinder besuchen den Offenen Ganztag und rund 50 Kinder gehen in die Randstunde (Übermittagsbetreuung). Die Tendenz ist insgesamt steigend. Ungefähr 1/3 der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Eine Vielzahl an Nationalitäten und Kulturen (syrisch, rumänisch, tamilisch, afghanisch, russisch, polnisch, türkisch,…) bereichert das Schulleben, stellt die Lehrerinnen und Lehrer aber auch immer wieder vor Herausforderungen im Hinblick auf die sprachliche und kulturelle Verständigung. Sprachangebote in Kleingruppen und Unterstützung durch ehrenamtliche Lernbegleiter helfen, Defizite aufzufangen und den Kindern „Qualitätszeit“ im 1:1 Kontakt zu ermöglichen.

Der coronabedingte Lockdown hat bei vielen Kindern Spuren hinterlassen. Das soziale Miteinander in Lern- und Spielsituationen ist oft zu kurz gekommen, sodass die Lehrkräfte täglich wahrnehmen, dass es manchen Kindern schwerfällt, angemessen auf Klassenkameraden zuzugehen, um Kontakte zu knüpfen und miteinander gut zu spielen. Andere Kinder suchen förmlich die Nähe und jede Gelegenheit, mit anderen zu spielen. Es scheint, als hätten sie einen immensen Nachholbedarf.

„Rettet das Spiel! Weil Leben mehr als Funktionieren ist“. So lautet der Titel eines Buches von Gerald Hüther (Hirnforscher) und Christoph Quarch (Philosoph), das sich mit der Bedeutung des Spielens für den Menschen beschäftigt. Im Spiel entfalten Menschen ihre Potenziale, ihre Kreativität - im Spiel erfahren sie Lebendigkeit. Gemeint ist das klassische/traditionelle Spiel als Gegenpol zu den oftmals isolierenden Online-Spielen. Leider nehmen die Freiräume für eben dieses „miteinander spielen“ im Kreise der Familie oder mit Freunden immer mehr ab. Die Schülerinnen und Schüler beginnen anscheinend immer früher zu „zocken“ und kommen z.T. kaum noch in Berührung mit analogen Spielen, wenn sie von der KiTa in die Schule wechseln. An dieser Stelle könnten Gesellschaftsspiele – vor allem auch den Kindern bekannte Spiele – eine gute Brücke bauen in die Grundschulzeit.

Daher möchte die Schule bewusst verschiedene Akzente im schulischen Kontext für das Spielen setzen, in der Hoffnung, dass diese weiter in die Familien getragen werden.

Spielekonzept der Josefschule

Finanziert wurde die vielen neuen Spiele im Wert von etwa 1.000 EUR im Rahmen der Initiative „Spielen macht Schule“ vom „ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen“ und vom Verein „Mehr Zeit für Kinder“. Die Josefschule hatte sich am Wettbewerb um die Ausstattung für ein Spielezimmer mit pädagogisch geprüftem und bewertetem Spielzeug beworben und gewonnen.

Im erstellten Wettbewerbs-Konzept hat die Josefschule Herzebrock schlüssig vorgestellt, wie sie die Gesellschaftsspiele im Schulalltag integrieren möchte. Neben regelmäßigen Spiele-Stunden in allen Klassen soll zum Beispiel Knobeln im Mathematikunterricht integriert werden oder auch Spiele in den (Regen-)Pausen angeboten werden.

Aber auch Aktionen sind geplant, wie Spiele-Nachmittage für Familien, Spiel-Aktionen im Rahmen des sozialen Gruppentrainings „Blitzkids“ oder Spielangebote am „Tag der offenen Tür“.

Im Januar startet dann im Offenen Ganztag eine neue Spiele-AG, in der hauptsächlich Gesellschaftsspiele gespielt werden. Die Kinder wählen aus bekannten Spielen aus, lernen aber auch neue Spiele kennen. Hier stehen Spaß und Teamgeist im Vordergrund und natürlich auch der Umgang mit Frustration, wenn man verloren hat.

Idealerweise profitieren hier alle Schülerinnen und Schüler von dem neuen Spielzeug. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Kinder – unabhängig von der Jahrgangsstufe – gerne spielen. Besonders auch die sprachärmeren Schülerinnen und Schüler profitieren in besonderem Maße von dem Angebot, zumal der Spielprozess auch unmittelbar mit Kommunikation einhergeht. So werden auch gleichzeitig kommunikative und sprachliche Fertigkeiten gefördert.

Damit das Spielen in einer für die Kinder attraktiven, gemütlichen Umgebung stattfinden kann, hat die Schule ein eigenes „Spielezimmer“ eingerichtet. Dies soll ein besonderer Raum sein, der sich bewusst vom Klassenzimmer abhebt und eine „Wohlfühlatmosphäre“ erzeugen soll. Der Raum befindet sich im Dachgeschoss (OGGS-Bereich) der Schule und bietet zusammen mit den umliegenden Räumen genügend Platz für eine Schulklasse. Am Vormittag ist der Raum stets frei, sodass das Spielen prinzipiell uneingeschränkt möglich ist. Am Nachmittag können die OGGS-Kinder den Raum nutzen, um dort Gesellschaftsspiele zu spielen.

Auf den Fotos sieht man Kinder der Klasse 2a und Frau Severins, die die zwei kleinen Spieletische auf Rollen selbst gebaut hat.