Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück: 30 Jahre Partnerschaft mit Matisi/Valmiera in Lettland | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück: 30 Jahre Partnerschaft mit Matisi/Valmiera in Lettland

Vom 18. bis 22. September erwartet die Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück eine Delegation aus der lettischen Partnergemeinde Matiši. Am Freitag, 20.09.2024, ab 18 Uhr ist ein Partnerschaftsabend im Ev. Gemeindehaus in Rheda geplant. Es sollen 30 Jahre Partnerschaft nach dem ersten Besuch einer Delegation aus Rheda-Wiedenbrück in Matiši mit gemeinschaftlichem Essen und Gesprächen gefeiert werden. Pfarrerin Sarah Töws wird durch den Abend führen. Alle sind herzlich dazu eingeladen, denn für eine lebendige Partnerschaft sind gerade die persönlichen Kontakte und der direkte Austausch sehr wichtig. Am Sonntag, 22.09.2024, wird Pfarrer Artur Töws um 11 Uhr einen gemeinsamen Gottesdienst mit den Gästen in der Ev. Stadtkirche in Rheda feiern. Der Kirchenchor unter der Leitung von Birgit Badorreck wird den Partnerschafts-Gottesdienst musikalisch begleiten.

Daneben werden die Gäste auch an einer Presbyteriumssitzung teilnehmen. Zudem sind Besuche des Klosters Wiedenbrück und der von Bodelschwinghschen Stiftungen in Bielefeld-Bethel vorgesehen. Außerdem ist ein Ausflug nach Münster geplant.

Die Delegation aus Matiši besteht aus 6 Personen:

  • Pfarrer Andis Smilga (seit November 2014 sowohl für die Ev. Kirchengemeinde in Matiši als auch für die Ev. Kirchengemeinde in Aloja zuständig)

  • Olita Smilga (Ehefrau von Pfr. Andis Smilga, Mitglied des Kirchenvorstandes, engagiert in der Ökumene und in der Frauenarbeit)

  • Arturs Rudzitis (Ehemals Mitglied des Kirchenvorstandes, Dolmetscher in der Partnerschaftsarbeit)

  • Sandra Kruzkope (Mitglied des Kirchenvorstandes, zuständig für Baumaßnahmen)

  • Ingrida Armane (Mitglied des Kirchenvorstandes, zuständig für Finanzen und Diakonie)

  • Kristine Daiga (Leiterin der Sonntagsschule in Matiši)

Zuletzt war im Jahr 2019 eine Delegation aus Matiši zu Gast in Rheda-Wiedenbrück, um gemeinsam den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund zu besuchen. Durch Corona und den Ukraine-Krieg mussten die persönlichen Begegnungen ruhen, umso wichtiger war der telefonische Austausch. Die Weihnachtspäckchen sowie die Sendung von Hilfsgütern und Lebensmitteln waren in diesen Zeiten aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von ganz besonderer Bedeutung.

Die Delegationsreise wird von der Landesinitiative Europa-Schecks des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei unterstützt.

Beginn der Partnerschaft

Die Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden entwickelte sich im Rahmen der kommunalen Partnerschaft der Kreise Gütersloh und Valmiera, die bereits 1992 begann. Damals sprach der Übersetzer und Kirchenmitglied Arturs Rudzitis aus Matiši den Partnerschaftskoordinator des Kreises Gütersloh, Hans-Joachim Schwolow, an. Neben den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen äußerte er den Wunsch nach kirchlichen Kontakten. Diese Anfrage griff Pfr. Dr. Schweer mit der damals noch eigenständigen Ev. Kirchengemeinde Rheda auf, später schloss sich die Ev. Kirchengemeinde Wiedenbrück an. Im Herbst 1994 reiste eine erste Delegation von Rheda nach Lettland. Ziel war der Ort Matiši 30 km nördlich der Kreisstadt Valmiera. Dort trafen Pfr. Dr. Schweer, Gisela Schaub und Birgit Strothenke auf eine kleine, aber sehr aktive evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. Der damals in Matiši tätige Pfarrer Gunars Ozols verdiente seinen Lebensunterhalt als Zahnarzt. In den Jahren der sowjetischen Besetzung bis 1991 waren in Lettland sämtliche kirchliche Aktivitäten verboten. Von den damals ca. 1.000 Einwohnern des Ortes Matiši gehörten daher nur noch ca. 10% der Kirche an. Der Aufbau der Gemeinde geschieht vor allem durch die von vielen Kindern besuchte Sonntagsschule, vergleichbar mit dem Kindergottesdienst.

Seit dem ersten Kennenlernen schlossen sich gegenseitige Besuche an, die schließlich 1997 zum Abschluss einer förmlichen Partnerschaftsvereinbarung führten. So wurde u.a. vereinbart, dass zwischen den ev. Kirchengemeinden Rheda, Wiedenbrück und Matiši engere Kontakte zwischen den Gemeinden und kirchlichen Gruppen gefördert werden sollen. Die Partnergemeinden verfolgen die gemeinsamen Ziele, sich einander in Schwierigkeiten beizustehen sowie miteinander über Fragen des christlichen Glaubens und Lebens zu sprechen und zu beraten sowie gemeinsam Gottesdienste zu feiern. Die Partnerschaftsvereinbarung wurde 1997 durch den Rhedaer Pfr. Dr. Wennemar Schweer und auf Wiedenbrücker Seite durch Pfr. Dr. Ernst-Otto Meinhardt unterzeichnet. Für die Gemeinde Matiši unterschrieb die damalige Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Grieta Gertnere, die Partnerschaftsurkunde.

Die erste Versammlung des „Kreis der Freunde von Matiši“ war am 09.09.1996. Seitdem werden die Aktionen für die Partnergemeinde von vielen Unterstützern gemeinsam geplant und durchgeführt. Ansprechpartnerin ist Birgit Strothenke.

Vielfältige Hilfsaktionen

Seit Beginn der Partnerschaft wurden vielfältige Hilfsaktionen für die Partnergemeinde in Lettland durchgeführt. Große Überraschung und Freude löste 1995 eine Zusage des Königlichen Gustaf Adolfs Fonds aus Stockholm aus, für die Reparatur der brüchigen Kirchturmspitze in Matiši 50.000 schwedische Kronen (heute ca. 4.400 Euro) zur Verfügung zu stellen. Ein Gemeindemitglied hatte Königin Silvia in Schweden angeschrieben und um Unterstützung gebeten, da die Kirche in Matiši auf Geheiß des schwedischen Königs Karl XI. im Jahre 1678 errichtet wurde.

Auch die Sakristei und das durch einen Orkan zerstörte Kirchendach konnten im Jahr 2005 mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland repariert werden. Zudem konnten an der Kirche in Matiši im Jahr 2010 eine Dachrinne und eine Drainage angebracht werden. Daneben wurden 3 gebrauchte PKW für Pfarrer und Gemeinde sowie Materialien für die Sonntagsschularbeit und Noten für die musikalische Arbeit zur Verfügung gestellt. Des Weiteren konnten Zuschüsse zur Finanzierung der Orgelspielerin, des Pfarrers und der Sonntagsschullehrerin geleistet werden. Es folgten Kleidersendungen und Weihnachtspäckchen für die Kinder der Sonntagsschule (zum ersten Mal 1996) und später auch für Senioren in Matiši. Die Weihnachtspäckchensammlung sowie die Annahme von Hilfsgütern erfolgt bis heute.

Auch der Gesundheitsfonds, der bereits 1999 eingerichtet wurde, existiert bis heute und wird durch unterschiedliche Spenden gefüllt. Aus diesen Mitteln werden bedürftige Menschen in Matiši unterstützt, die hohe Zuzahlungen bei notwendigen Medikamenten oder Arztbesuchen nicht aus eigener Kraft zahlen können.

Die persönlichen Kontakte sowie die gemeinsamen Gottesdienste und Veranstaltungen sorgen dafür, dass die materielle Hilfe nicht zum dominierenden Mittelpunkt der Partnerschaft wird. So erfreute das Damen-Gesangsensemble aus Matiši in den Jahren 2000 und 2009 sowie diverse Chöre und Orchester der Musikschule Valmiera viele Menschen mit ihrer Musikalität.