Am vergangenen Mittwoch erlebte die Wilbrandschule Clarholz eine inspirierende Buchvorstellung von Werner Freitag, der sein beeindruckendes Werk „Westfalen - Geschichte eines Landes, seiner Städte und Regionen in Mittelalter und früher Neuzeit" präsentierte. Diese Veranstaltung, organisiert vom Heimatverein Clarholz und dem Freundeskreis Propstei Clarholz, entführte die Besucher auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte Westfalens.
Werner Freitag, einst Inhaber der Professur für Westfälische Landesgeschichte an der Universität Münster und Gründungsmitglied des Freundeskreis Propstei Clarholz e.V., zeigte sich sichtlich erfreut, sein neuestes Buch in seiner Heimat vorzustellen.
Westfälische Identität und kulturelle Prägung
Eine Landesgeschichte Westfalens sei auch eine Geschichte der Region und der Menschen, die stolz darauf sind, aus Westfalen zu stammen, erklärt Freitag. So prangt am Hauptbahnhof in Münster die Bezeichnung „Münster/Westf“. Auch im Sport hat „Westfalen“ eine große Bedeutung: Der FC Schalke wurde 1904 als „Westfalia Schalke“ gegründet, Dortmund beheimatet die Westfalenhallen und bis 2005 das Westfalenstadion. Regionale Tageszeitungen tragen „Westfalen“ im Namen und die westfälische Braukunst ist deutschlandweit berühmt. Viele Unternehmen der Region, wie Westfalen Tankstelle, Westfalia Mobil GmbH, WestfalenBahn, Westfalen-Therme und Westfalia Werkzeuge, tragen das stolze Erbe ebenfalls im Namen.
Doch wer ist er, der Westfale?
Laut Werner Freitag zeichnet sich der Westfale durch Eigenschaften wie Bodenständigkeit, Sparsamkeit, Hartnäckigkeit, Bedächtigkeit, Nüchternheit und eine Neigung zum zurückhaltenden Lob aus. Wenn ein Westfale „ganz ok“ sagt, sei das schon fast euphorisch. Es wird behauptet, dass Westfalen (angeblich) zum Lachen in den Keller gehen. Es handele sich hierbei nicht um Biologismen, sondern um über Generationen weitergegebene Prägungen.
Freitag zitierte in diesem Zusammenhang den Philosophen Voltaire, der 1750 das Bild Westfalens wie folgt zeichnete: „Bald darauf habe ich die weiten, traurig anzuschauenden, unfruchtbaren und abscheulichen Gegenden Westfalens durchreist. [...] In großen Hütten, die man dort Häuser nennt, sieht man Tiere, die man als Menschen bezeichnet, die ganz vertraut mit den anderen Haustieren zusammenleben. Ein merkwürdiger harter Stein, schwarz und klebrig, angeblich aus einer Art von Roggen zusammengebacken, ist die Nahrung der Hausväter. Wenn man das gesehen hat, kann man weder unsere französischen Bauern noch sonst jemanden bedauern; denn in diesen verräucherten Hütten mit der genannten ekelhaften Nahrung leben diese Urmenschen gesund, kräftig und unbeschwert. Ihr geistiger Zustand entspricht genau ihren äußeren Lebensbedingungen.“
Dabei kamen der westfälische Pumpernickel und die Lebensart in Westfalen nicht ganz so gut weg.
Veranstalter freuen sich über zahlreiche Besucher in der Wilbrandschule
Mechtild Gröver, Vorsitzende des Heimatvereins, zeigte sich begeistert darüber, wie gut das neue Konzept, bei dem die beiden Vereine zusammen Vorträge veranstalten, angenommen wurde. Die erfolgreiche Veranstaltung stieß auf regen Zuspruch und weckte großes Interesse an der Geschichte Westfalens. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, um mit dem Autor ins Gespräch zu kommen und weitere Fragen zu seinem Werk zu stellen.
Die Organisatoren des Heimatvereins Clarholz und des Freundeskreises Propstei Clarholz äußerten sich zufrieden mit dem Erfolg der Buchvorstellung und kündigten bereits weitere gemeinsame Veranstaltungen an, um das kulturelle Leben in der Region weiterhin zu bereichern.