Begleitung in ein eigenständiges Leben: Teamarbeit für die Integration bei Pro Arbeit | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Begleitung in ein eigenständiges Leben: Teamarbeit für die Integration bei Pro Arbeit

Thierno Bah ist 27 Jahre alt, arbeitet als Maler und Lackierer und ist Mitglied im Schützenverein. Dass er Herzebrock-Clarholz sein Zuhause nennt und hier ein eigenständiges Leben führt, verdankt er neben seinem persönlichen Ehrgeiz auch der Integrationsarbeit eines Netzwerks aus Pro Arbeit, dem Herzebrocker Malerbetrieb Witte und der Gemeinde. Mit einer Spendensammlung für den Bau einer Schule in Guinea engagiert sich der junge Mann jetzt für bessere Lebensbedingungen in seiner Heimat.

Im Jahr 2015 flüchtete Thierno Bah aus Guinea nach Deutschland: ohne Sprachkenntnisse, ohne Berufsausbildung und mit unklaren Perspektiven. Seine Eltern sind verstorben, vier jüngere Geschwister sind im guineischen Conakry geblieben. In der Gemeinde Herzebrock-Clarholz trifft er auf Ingrid Vornholt, die dort bis 2019 im Bereich Soziales beschäftigt ist und sich bis heute ehrenamtlich engagiert. Diese hilft dem gebürtigen Westafrikaner bei der langwierigen Klärung seines Aufenthaltsstatus und vermittelt ihn an Annette Nordemann, Leiterin des Recyclinghofs und Secondhand-Verkaufs bei Pro Arbeit Herzebrock.

„Ein Asylverfahren dauert sehr lange“, erläutert die Pro Arbeit-Mitarbeiterin. „Umso wichtiger ist es, geflüchteten Menschen frühzeitig eine Struktur und eine sinnvolle Aufgabe zu geben. Integration gelingt nur durch gute Arbeit, und deren Grundlage ist die Sprachförderung.“ Beides bekommt Thierno Bah bei Pro Arbeit. Auf dem Recyclinghof übernimmt er vielfältige Tätigkeiten und lernt praktisch sowie theoretisch den Arbeitsalltag in Deutschland kennen. Die Dozentin Karin Linnemann vermittelt zusätzlich die deutsche Sprache. Auch hier steht die Praxis im Vordergrund. „Wir verknüpfen den Sprachunterricht mit den Arbeitsaufgaben. So gelingt das Deutschlernen besonders schnell und zielgerichtet“, erklärt die Pro Arbeit-Mitarbeiterin. Davon profitieren zurzeit zwölf Teilnehmende aus verschiedensten Herkunftsländern.

Für Thierno Bah ist der Pro Arbeit-Standort in Herzebrock „der Ort, an dem alles begann“. Auch der Kontakt zu seinem späteren Ausbildungsunternehmen, dem Herzebrocker Malerbetrieb von Tobias Witte, kommt auf dem Recyclinghof und durch das Engagement von Annette Nordemann zustande. Nach einer einjährigen Einstiegsqualifizierung absolviert der Guineer dort schließlich eine reguläre Ausbildung. „Das Praktische war nie ein Problem“, resümiert der Malermeister. „Die Theorie dagegen war nicht ganz einfach.“ Doch auch während der Ausbildung – bei Kommunikationsproblemen, bürokratischen Herausforderungen und vielem mehr – stärken Annette Nordemann und Ingrid Vornholt dem Azubi ebenso wie dem Chef den Rücken. Diese Unterstützung ist für die Recyclinghof-Leiterin ein wichtiger Bestandteil der gelungenen Integration in Arbeit: „Wir müssen den Betrieben die Sorge nehmen, dass sie bei eventuellen Schwierigkeiten allein dastehen!“ Tobias Witte hat seine Entscheidung nie bereut und Thierno Bah mittlerweile in eine feste Anstellung übernommen.

„Hier bin ich an die richtigen Menschen geraten, auf die man sich verlassen kann! Ich habe viele Freunde gefunden und fühle mich in Herzebrock sehr wohl“, fasst Bah zusammen – und hofft auch bei seinem neuesten Projekt auf Unterstützung. Um die Lebensbedingungen der Menschen in seiner Heimat zu verbessern, sammelt der 27-Jährige Spendengelder für den Bau einer Schule in dem Dorf Ourouroya, wo sein Onkel und Cousin leben. Das bisherige Gebäude ist nur eine Wellblechhütte, es zieht und staubt. Mit ausreichenden Mitteln könnte auf dem vorhandenen Grundstück ein neues Schulgebäude gebaut werden: „Aber das schaffe ich nicht allein!“ 20.000 bis 25.000 Euro soll das Projekt in etwa kosten. Spenden können über die Plattform GoFundMe entrichtet werden, wo unter dem Namen „Thierno Bah“ auch weitere Informationen und eine Kontaktmöglichkeit zu finden sind. 925 Euro hat der junge Mann bereits gesammelt. Demnächst soll noch ein Spendenkonto eingerichtet werden.