Autorin Rosa Maria Mauceri präsentierte ihre Geschichte „Eine geraubte Wahrheit – Una verità rubata“ | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Autorin Rosa Maria Mauceri präsentierte ihre Geschichte „Eine geraubte Wahrheit – Una verità rubata“

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Ratskeller Wiedenbrück stellte die Autorin Rosa Maria Mauceri ihr Buch »Eine geraubte Wahrheit« vor. In dem Buch erzählt sie ihre Geschichte nach der Suche nach ihrer verstorben geglaubten Schwester. Sie stellte ebenfalls den zum Buch gedrehten gleichnamigen Kurzfilm vor.

Als die Wahrheit geraubt wurde

Wie sich bei den Recherchen der Autorin Rosa Maria Mauceri in ihrer süditalienischen Heimat herausstellte, hatte sie wirklich eine Schwester namens Rosa gehabt, demselben Namen wie sie. Ihre Schwester wurde am 30. Juni 1968 in Acireale geboren und anschließend für tot erklärt. Die Vorstellung, dass eine weitere Schwester existieren könnte, hatte Rosa Maria schon ihr ganzes Leben lang begleitet. Erst als sie erwachsen war, etwa vor 20 Jahren, schaffte sie es, sich ihrer Mutter zu nähern und ihre Geschichte zu erfahren.

Darüber berichtet die seit Anfang 2024 in Rheda-Wiedenbrück lebende Autorin in ihrem biografischen Debütroman »Eine geraubte Wahrheit«. Vorher lebte sie seit 25 Jahren in München.

Die Leserinnen und Leser des 2020 in deutscher, englischer und italienischer Sprache erschienenen Buches erfahren, dass ihr ihre Mutter eines Tages von der Geburt ihrer Schwester erzählte: Einen Tag nach der Geburt wurde sie in ein anderes Krankenhaus verlegt, kehrte aber nie mehr zu ihrer liebenden Mutter Filippa zurück und wurde offiziell für tot erklärt.

Die Suche nach der Wahrheit

Rosa Maria vermutete sofort, dass etwas an der Geschichte nicht stimmte. Als sie erkannte, dass sie den Namen ihrer Schwester Rosa Antonina trägt, begann sie mit den Nachforschungen: Sie fand allmählich heraus, dass ihre Schwester noch lebt. Und ihre Vermutung bestätigte sich: Hinter dem Verschwinden ihrer Schwester verbirgt sich etwas Furchtbares. Die Autorin ist von Anfang an fest davon überzeugt, dass ihr leiblicher Vater, den sie »Erzeuger« nennt, in die mysteriösen Umstände des Verschwindens ihrer Schwester verwickelt sein könnte.

Ehrlich und berührend beschreibt sie, wie sie nach all den vielen Jahren durch einen Schleier des Missbrauchs und der Gewalt die »geraubte Wahrheit« findet. Mit der spannenden und von ihrer persönlichen Lebensgeschichte inspirierten Enthüllungs-Geschichte begeistert sie die Leserwelt und erhielt dadurch für ihre Werke bereits über 50 Preise.

Der von ihr beschriebene Verdacht hat seinen Grund wohl in der Jugendzeit, der im französischen Teil Belgiens geborenen Autorin. Sie erlebte in ihrer Familie ein Klima voller Furcht und Gefahr, erlebte täglich Gewalt, die sie ständig umgab. Der »Erzeuger« versetzte seine Familie in Angst und Schrecken: Gemeinsam mit ihrer Mutter, ihren Geschwistern – alle durch Vergewaltigung gezeugt – durchlebt die Familie die Hölle in einem kulturell zurückgebliebenen Familienmuster der späten 1960er Jahre. Es ist diese düstere Vergangenheit, die Rosas Entschlossenheit verstärkt, die Wahrheit in der Geschichte ihrer Schwester zu suchen. Dabei musste sie viele Hürden überwinden, die Mentalität der Menschen in Süditalien verstehen lernen. Sie musste Kämpfe führen mit Behörden, kirchlichen Registern und Menschen, die versuchten, sie zum Aufgeben zu bewegen. Man unterschätzte sie: Keine Bedrohung konnte sie einschüchtern. Nichts konnte sie auf ihrer Mission stoppen. Nach vielen Jahren harter und mutiger Suche konnte sie die Wahrheit nach Hause bringen.

Am Ziel der Mission

Nachdem ihre Mutter in dem gewalttätigen Klima Süditaliens und an der Seite ihres ebenso abscheulichen und unheilvollen Mannes keine Hilfe erwarten konnte, um das Verschwinden ihrer für tot erklärten Tochter Rosa Antonina aufzuklären, fand die Autorin nach und nach heraus, dass ihre Schwester wohl von ihrem »Erzeuger« an eine Familie verkauft und eine illegale Adoption vollzogen worden ist.

Auf den ersten direkten Kontakt mit der Schwester über Facebook vor gut vier Jahren folgte die erste Begegnung. Das herzzerreißende Video von diesem Wiedersehen nach 55 Jahren berührte alle Anwesenden bei der Pressekonferenz. Mancher fühlte Gänsehaut beim Freudenruf der Mutter: »Nein, meine Tochter! Wir haben sie gefunden!« Sie bleibt in ihrer süditalienischen Welt, will anonym bleiben. Mit ihrem »Erzeuger« hatte die Autorin vor 15 Jahren zum letzten Mal einen Kontakt.

Der gleichnamige Kurzfilm

Ebenso groß war die Betroffenheit der Gäste von dem gleichnamigen Kurzfilm »Una verità rubata – A stolen Truth«. Die Autorin hatte den Film teilweise an den originalen Orten gedreht. Ebenso für dieses cineastische Erlebnis erhielt sie zahlreiche Preise, u. a. als beste Regisseurin bei dem »Cannes World Film Festival«. Sie wurde Interviewpartnerin großer Zeitungen und Sender. Ein Interview von TV-RAI 1 erreichte über eine Million Menschen, als es nach Veröffentlichung in den sozialen Netzwerken geteilt wurde. 580.000 Zuschauer hatten das Interview angeschaut. Die Autorin und Regisseurin: »Die tausenden von Nachrichten und Botschaften, die mich erreicht haben, sind einfach überwältigend. Ich kann das kaum glauben, dass all diese Reaktionen mir gelten. Ich danke euch von ganzem Herzen für euer Mitgefühl«. Bürgermeister Theo Mettenborg äußerte sich betroffen: »Ihr Buch löst bei mir Demut aus, ich bin sehr beeindruckt. Wir sind stolz, dass Sie jetzt bei uns hier in Rheda-Wiedenbrück sind«.

Der Bucherfolg schenkte der Self-Publishing Autorin »Flügel«: 2023 veröffentlichte Rosa Maria ihren zweiten Roman »Filippa«, eine Biografie ihrer Mutter. Derzeit schreibt sie ihren dritten Roman, in dem sie erzählt, wie sie die Wahrheit aufdecken konnte und ihre Schwester fand.

Folgen

Ihre Geschichte inspirierte zwischenzeitlich in Italien Schicksalsgefährten verschollen geglaubte Menschen zu suchen. Die mittlerweile große Bekanntheit der Verfasserin bedeutet aber auch, dass sie aufgrund ihrer zielführenden Recherchen gefährdet sein könnte: »Ich werde vorsichtiger sein als vorher«, sagte die couragierte Schriftstellerin und Regisseurin.

Bild & Text: Raimund Kemper/Das Stadtgespräch